In Deutschland herrscht seit Jahren ein
Mangel an Spenderorganen. Zusätzlich brachten die
Organspende-Skandale an einigen deutschen Kliniken Missstände in
zuvor für unmöglich gehaltenen Ausmaßen zutage. Grund genug, kurz
vor der Bundestagswahl die Position der großen Parteien zu diesem
wichtigen Thema zu checken.
Im November 2012 brachte der
Bundestag fraktionsübergreifend das „Gesetz zur Regelung der
Entscheidungslösung im Transplantationsgesetz“ auf den Weg. Das
Ziel dieses Gesetzes ist es, die Spendebereitschaft in der
Bevölkerung zu erhöhen. Das geschieht dadurch, dass die
Krankenkassen verpflichtet werden, ihre Kunden in regelmäßigen
Abständen über Organspende zu informieren.
Grundsätzlich haben alle Parteien im
Bundestag ähnliche Positionen. Alle Fraktionen wollen die
Zustimmungslösung oder Entscheidungslösung beibehalten und den
Organmangel durch eine Erhöhung der Spendebereitschaft bekämpfen.
Die Unterschiede sind daher eher im Detail zu suchen.
CDU/CSU:
Das Thema taucht nicht explizit im
Regierungsprogramm der Christsozialen auf.
Eine
Widerspruchslösung, wie von der EU-Kommision im Jahr 2010 empfohlen,
lehnt die CDU ab, da ein Zwang die Bereitschaft der Menschen zur
Organspende nicht erhöhen würde. Zusätzlich will die CDU die
Skandale an den Kliniken aufklären, Missstände beseitigen und
dadurch das Vertrauen in Organspende wiederherstellen. Als die
Missstände ans Licht kamen, forderte der CDU-Gesundheitsexperte Jens
Spahn drastische Strafen für die Akteure.
Eine
staatliche Organisation für die Verteilung der Organe zu schaffen
lehnt die Union ab.
FDP:
Die FDP lehnt eine Widerspruchslösung
mit der Begründung ab, Selbstbestimmung und Persönlichkeitsrechte
endeten nicht mit dem Tod. Daher bedürfe jeder Eingriff in den
Körper einer Zustimmung.
Gesundheitsminister Daniel Bahr warb
selbst für Organspende und engagierte sich für eine Werbe-Kampagne
um die Spendebereitschaft zu erhöhen. Auch forderten die Liberalen
nach der Aufdeckung der Skandale, Gesetzeslücken bei Manipulationen
der Wartelisten zu schließen und diese unter Strafe zu stellen. In
der jetzt endenden Legislaturperiode hatte die FDP maßgeblich an der
Reform des Transplantationsgesetzes und der Einführung der
sogenannten „Entscheidungslösung“ teil. Eine staatliche
Einrichtung zur Koordination der Organspende lehnen auch die
Liberalen ab.
Grüne:
Nach Meinung der Grünen handelt es
sich bei den Skandalen nicht um Einzelfälle, sondern um einen Fehler
im System.
Dem Thema Organspende ist im
Wahlprogramm der Grünen ein ausführlicher Absatz gewidmet. Es wird
gefordert, für absolute Transparenz zu sorgen, als auch
rechtsstaatliche Strukturen zu schaffen und ständige Kontrollen und
Qualitätsprüfungen durchzuführen. Nach Meinung der Grünen gehen
die bisherigen Reformen des Organspende-Systems unter schwarz-gelb
nicht weit genug. Die Partei will eine öffentlich-rechtliche
Organisation schaffen, die die Organspende in Deutschland koordiniert
und kontrolliert. Auch soll die Anzahl der Transplantationszentren
reduziert werden, um den Konkurrenzdruck unter den Zentren zu
reduzieren.
Linke:
Nach Meinung der Linken ging es bei den
bisherigen Gesetzesänderungen hauptsächlich darum, die
Öffentlichkeit zu beruhigen und notwendige Änderungen zu vermeiden.
Die Linke fordert deshalb eine staatliche Behörde, die die
Richtlinien zur Organspende vorgibt. Auch die Aufsicht und Kontrolle
solle in staatliche Hand genommen werden. Zudem wird gefordert, die
Transparenz des Systems zu verbessern.
Auch die Problematik im Zusammenhang
mit der Diagnose des Hirntods als Voraussetzung für die
Organentnahme soll auf den Prüfstand.
SPD:
Die SPD ist zufrieden mit den
bisherigen Reformen, die auch von der SPD-Bundestagsfraktion
mitgetragen wurden. Die Fälle, wie an einzelnen Kliniken
vorgekommen, seien im jetzigen System nicht mehr möglich. Zusätzlich
will sie aber das Amt eines Transplantations-Beauftragten im
Bundestag schaffen. Eine staatliche Koordinationseinrichtung lehnt
die SPD ab. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier hat sich sehr
für Organspende engagiert und unterstütze mehrere Kampagnen und
Aktionen.
Die SPD fordert weiterhin eine
lückenlose Aufklärung der Skandale, strafrechtliche Konsequenzen,
bis hin zu Schließungen einzelner Transplantationszentren,
Einführung eines zentralen Registerszur Qualitätskontrolle, sowie
eine Reform des Bonussystems für beteiligte Ärzte. Außerdem soll
die Zahle der Transplantationszentren begrenzt werden.
Hallo,
AntwortenLöschenmeiner Meinung nach benötigt Deutschland dringend Reformen in Punkto Organspende. Wieso kann man das ganze nicht einfach so handhaben wie in Österreich: http://www.meinetransplantation.at/organspender/????
FDP: Fehlindormstion!
AntwortenLöschen"Die FDP lehnt eine Widerspruchslösung mit der Begründung ab, Selbstbestimmung und Persönlichkeitsrechte endeten nicht mit dem Tod."
Sollte dies die Position der FDP x sein dann ist man dort bestenfalls schlecht informiert, schlimmstenfalls werden potenzielle Wähler bewusst hinters Licht geführt.
Ein Organspende Gesetz regelt nicht den Umgang mit Toten, sondern den Umgang mit Sterbenden;"Hirntote" sind Sterbende und damit lebend und genießen daher alle Schutzrechte, ungeteilt, wie sie durch die Verfassung jedem Menschen zugesprochen sind.
Korrektur der Überschrift:
AntwortenLöschenFDP: Fehlinformation!